Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie wieder in deinem Leben arbeiten. 
(Konfuzius 551 v.Chr. – 479 v.Chr.)

„Du schreibst doch so gern. Brauchst du wirklich Urlaub?“ Oft ertappe ich mich dabei, mein Bedürfnis nach einer Pause kritisch zu hinterfragen. Ich liebe das Schreiben und (fast) alles, was mit der Entstehung eines neuen Buchs zusammenhängt. Dennoch ist mir klar: Pausen und Urlaube sind wichtig.

Als selbständige Autorin und Trainerin genieße ich ein hohes Maß an Flexibilität, daher ist die Bedeutung von längeren Pausen und Urlauben für mich selbst oft nicht sofort offensichtlich. In einer Welt, in der Effizienz und Produktivität an erster Stelle stehen, ist es verlockend, die eigenen Bedürfnisse hintanzustellen und Urlaub als Luxus zu betrachten. Doch gerade in einem Beruf, der von Kreativität und Inspiration lebt, sind längere Pausen unverzichtbar.

Kreative Erneuerung durch Abstand

Geschichten entstehen aus Ideen und Inspirationen. Diese kreativen Quellen versiegen, wenn die Verwertung keine Zeit und keinen Raum für Nachschub lässt. Längere Pausen lassen uns Abstand gewinnen. Wir bekommen endlich den Kopf richtig frei und machen Platz für neue Einfälle. Neue Orte, fremde Menschen, ein veränderter Alltag – all das inspiriert und füllt den Ideenbrunnen auf.

Da ist ja noch die Familie

Zugegeben – als Autorin bewege ich mich teils übergangslos zwischen Realität und Fiktion. Auch die Grenze zwischen dem Schreiben und der Familie verschwimmt manchmal. Ich koche und spinne gleichzeitig Ideen weiter. Ich sitze mit meinem Kind im Wartezimmer eines Arztes und schreibe einen Satz für die nächste Szene. Wir besuchen ein Museum und ich nehme die Inspiration mit an den Schreibtisch. Die eigene kreative Arbeit mit den Bedürfnissen der Familie zu vereinen ist einerseits eine Herausforderung, andererseits ein Privileg. Wichtig ist zu verhindern, dass sich der Alltag in eine Routine verwandelt, die die Verbindung zur Familie in den Hintergrund treten lässt. Ein längerer Urlaub schafft Raum für gemeinsame Erlebnisse und intensive Gespräche, die nicht nur in Autoren-Familien oft zu kurz kommen. Die gemeinsame Zeit schafft Klarheit hinsichtlich der gemeinsamen Ausrichtung und ist eine wunderbare Möglichkeit, nicht nur Erinnerungen, sondern auch neue Anker zu schaffen.

In unserem letzten Urlaub haben wir uns zum Beispiel darauf geeinigt, dass wir uns einmal pro Woche zur „Blue Hour“ im Wohnzimmer treffen. In dieser Stunde dürfen wir im Wechsel Musik aussuchen, die am Plattenspieler abgespielt wird. Die Zeit verbringen wir gemeinsam bei Kerzenschein (und gutem Leselicht) mit Lieblingsgetränk und Knabberei … und unserem aktuellen Lesestoff. 

Vorsorglich herunter vom Gas

Die Familie, das Schreiben und weitere berufliche Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen, kann auf Dauer zu Erschöpfung führen. Ich neige dazu, in allen genannten Bereichen hohe Erwartungen an mich selbst zu stellen und zu glauben, immer „funktionieren“ zu müssen. Längere Pausen sind hier ein wichtiger Schutzmechanismus. Sie ermöglichen es, physisch und mental fit zu bleiben und die eigenen Grenzen zu wahren. Das Gönnen einer Auszeit ist damit kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Notwendigkeit.

Als Anhängerin der „Non-Zero“-Methode habe ich außerdem die Sorge, beim Schreiben auszubrennen, wenn ich keine Pausen einlege. Ausbrennen bei etwas, das man liebt? Ja! Gerade von Tätigkeiten/Dingen/Menschen die man liebt, lassen wir uns viel zu sehr einnehmen und vergessen dabei oft auf uns selbst. Damit mir das nicht passiert, verpflichte ich mich nach spätestens einem halben Jahr zu mindestens 3 Wochen schreibfreie Zeit. Im Moment nütze ich die 9 Wochen langen Sommer-Schulferien als Urlaubszeit. Das Schreiben fehlt mir sehr, aber ich spüre jetzt deutlich, wie kräftezehrend die Zeit davor war, und gut der Abstand tut.

Außerdem probiere ich in der Freizeit gern Neues aus. In letzter Zeit zeichne, male und bastle ich viel. Es macht mir nicht nur Spaß, ich schaffe damit auch Zeitfenster für das Hören von Podcasts, ohne Gefahr zu laufen, einzuschlafen. Außerdem kann ich dabei sehr schnell entspannen, meinen Kopf freimachen und Gedanken, die mich zu sehr beschäftigen, loslassen. 

Ein Blick nach vorne

Wenn es mich während einer Pause in den Fingern juckt und ich mich am liebsten sofort an die Tastatur setzen würde, halte ich inne und nutze die Zeit für einen Blick in die Zukunft. Der Vorteil ist, dass ich im Urlaub nicht im Tunnel des Schreibens bzw. im Hamsterrad des Alltags gefangen bin. Ich kann aus einem anderen Winkel auf meine beruflichen Ziele und mein Leben blicken, meine Prioritäten neu sortieren und überlegen, welche Projekte wirklich wichtig sind. Außerdem rufe ich mir meine Werte ins Bewusstsein, um sie nicht zu vergessen. Warum schreibe ich? Was will ich damit erreichen? Was ist mir wichtig, was ist sekundär? Damit lege ich einen wichtigen Grundstein, um langfristig motiviert und zufrieden zu bleiben.

Vorbildwirkung

Mir persönlich ist es ein Anliegen, meiner Familie stets einen gesunden Umgang mit Arbeit und Erholung vorzuleben. Pausen sind nicht nur erlaubt, sondern wichtig, um auf Dauer glücklich und erfolgreich zu sein. Idealerweise legen wir eine Pause ein, wenn es uns gut geht und wir sofort auftanken können. Tritt man erst auf die Bremse, wenn man vor Erschöpfung keine andere Wahl mehr hat, dauert der Regenerationsprozess weitaus länger.