Neben meiner Arbeit als Autorin und Trainerin habe ich vor einiger Zeit begonnen, eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin zu machen. Für mich fühlt es sich an, als würde sich ein Kreis schließen: Das Schreiben, das mich schon so lange begleitet, findet nun eine neue Verbindung mit einem Berufsfeld, das mir ebenso sehr am Herzen liegt. Beides ergänzt sich auf eine Weise, die ich vorher nicht geahnt habe – und darüber möchte ich hier ein paar Gedanken teilen.

Wenn ich an Beratung denke, sehe ich zuerst das Gespräch vor mir. Worte, die ausgesprochen werden, Fragen, die Raum öffnen, Antworten, die manchmal zögerlich, manchmal fließend kommen. Doch immer häufiger merke ich: Es sind nicht nur die gesprochenen Worte, die zählen. Auch das geschriebene Wort kann eine unglaubliche Kraft entfalten – für manche Klient:innen und ganz gewiss für (angehende) Berater:innen wie mich. 

Schreiben verlangsamt. Es gibt Gedanken eine Form und schafft Abstand zu dem, was uns innerlich bewegt. Für Menschen, die zu mir kommen, kann es ein geschützter Ort sein, an dem Dinge Platz finden, die schwer laut auszusprechen sind. Manchmal ist es leichter, Gefühle oder Gedanken zuerst auf Papier zu bringen, ohne Rücksicht darauf, wie sie klingen könnten oder was andere darüber denken. Dieses Aufschreiben wirkt entlastend. Und oft passiert dabei etwas Spannendes: Aus vagen Empfindungen werden klare Sätze, aus kreisenden Gedanken ein neuer Blickwinkel. Wenn ich merke, dass ein entsprechender Vorschlag bei meinem Gegenüber auf offene Ohren stoßen könnte, gebe ich also Hausaufgaben mit, die über unseren Termin hinauswirken. Je nach Thema und Person können diese im Verfassen von Briefen, Tagebucheinträgen, Kurznotizen, Gedichten, Listen, Songtexten uvm. bestehen. Manchmal besteht der Auftrag auch in der bloßen Entdeckung „dieses einen, richtigen Worts“, das endlich für Durchblick sorgt. Bei der Suche nach Lösungen und Perspektiven ist das Schreiben aber natürlich nicht für jeden Menschen das geeignete Mittel. 

Für mich als Beraterin in Ausbildung ist das Schreiben ein wichtiger Begleiter. Nach einer Beratungssituation oder einem intensiven Gespräch innezuhalten und ein paar Zeilen zu notieren, bedeutet für mich Selbstfürsorge. Es geht nicht darum, das Gesprochene festzuhalten, sondern darum, mich selbst wahrzunehmen: Was hat mich berührt? Welche Resonanz klingt noch nach? Was darf ich bewusst loslassen? Gerade in einem Beruf, in dem wir uns sehr in die Geschichten anderer Menschen hineinbegeben, hilft mir das Schreiben, meine eigene Balance zu bewahren.

Das Faszinierende ist, dass sich meine beiden Tätigkeiten – das Schreiben als Autorin und das Hineinwachsen in die Rolle als Lebens- und Sozialberaterin – immer mehr miteinander verweben. Was wie zwei unterschiedliche Wege aussah, fügt sich nun langsam zusammen. In meinen Workshops erlebe ich schon heute, wie wirkungsvoll Schreiben sein kann, wenn Menschen dadurch Zugang zu sich selbst finden. Und gleichzeitig merke ich, wie sehr mich meine Ausbildung zur Beraterin bereichert – sie schenkt mir neue Einblicke, wertvolle Begegnungen, eine neue Tiefe. 

Für mich ist das eine wunderschöne Erfahrung: zu sehen, wie Schreiben und Beratung sich gegenseitig bereichern. Zwei Tätigkeiten, die scheinbar nebeneinanderstanden, wachsen nun zusammen. In jedem Fall öffnet Schreiben neue Räume für Selbsterkenntnis, Klarheit und kleine Schritte in eine neue Richtung.